Bevor 1957 der Architekt Friedrich Gibberd das Land am Marsh Lane kaufte, waren ein Haus, ein Pavillon mit Grotte, ein Swimmingpool und die Lindenallee zwischen 1907 und 1920 gebaut worden.

Somit bestanden bereits vier wichtige Elemente des Gartens. Bis Gibberd das Land übernahm, war es mehrfach verkauft und zuletzt als Farm mit einigen weiteren Gebäuden genutzt worden.

Gibberds Arbeit war am Marsh Lane nicht die gleiche wie in seinem Büro, wo er sich mit dem Planen von neuen Gebäuden, wie dem Londoner Flughafen Heathrow, dem Bau eines neues Bankhauses und dem Abriss des alten Gebäudes an der wichtigen Londoner Straße The Strand oder der Errichtung einer neuen Stadt im Norden vor den Toren Londons (Harlow) befasste. Am Marsh Lane konzentrierte er sich auf die Verbesserung vorhandener Strukturen, wie einer neuen Dachdeckung. Er suchte das Bauen mit den eigenen Händen in einem Garten als Ausgleich zu der Projektarbeit im Architekturbüro.

In den 1960er Jahren war die industrielle Glasproduktion soweit vorangeschritten, dass es auch für kleinere Häuser erschwinglich wurde, große Fenster aus einer Scheibe einzubauen. Gibberd nutzte die Gelegenheit und integrierte größere Fenster in das bestehende Haus, um den Garten in den Innenraum einzubeziehen. Die Deckschicht der Wege und Terrassen wurde mit Betonpflastersteinen und bewusst angelegte Zwischenräume mit Kies und Ziegel geschlossen. Dieses Experimentieren mit Beton, Glass und anderen bereits gebrauchten Materialien ist in verschiedenen Bereichen des Gartens zu finden und gibt der Gestaltung eine gewissen Verbindung zum Abstrakt Stil und der Post Moderne. Nach einem formalen Bereich um das Haus, der auch die Rasen- und Poolterrassen umfassen, schließt sich ein lockerer Bereich mit Steinarbeiten und gewundenen Wegen hinunter zum kleinen Fluss Pincey Brook an. Dort befinden sich ein niedriger Wasserfall und eine größere Spielburg mit Zugbrücke für Gibberds Kinder. Diese Grundgestaltung steht klar im Zusammenhang mit dem Abstrakt Stil. Insgesamt sind 172 Skulpturen in Garten und Haus aufgestellt. Gibberd versucht für viele Exponate einen eigenen Platz im Garten zu finden oder zu entwickeln. Bei der Vielzahl und Vielgestalt der Skulpturen glückt ihm das jedoch im Gartenraum nicht immer. Auch wenn eine Korrespondenz der Skulpturenräume möglich ist, so schneiden sich Blickachsen und der notwendige Eigenraum einer Skulptur teilweise. Dies spiegelt eine in Teilen zu große Dichte der Skulpturen. Ein gewisser Rhythmus in der Anordnung und Folge, mit Aha Effekt und einem unaufgeregten Bereich ist zu vermissen. Auf der Westseite des Hauses ist ein von einem schmalen Wasserlauf geprägter Platz, über dem sich vormals ein gläsernes Skulpturenhaus mit Sammlung befand. Die Skulptur ‚Römischer Tempel’, bestehend aus gesicherten korinthischen Säulen des alten Coutts Bankgebäudes in London, beispielsweise ein Zitat einer Arkadischen Landschaft. Sie befindet sich an einem sensibel gewählten Platz, der einerseits bewusst in Verbindung mit anderen Gartenbereichen gestellt wurde, und andererseits durch seine Säulen heute auch mit den schlanken Pappeln des Hintergrundes verbunden ist. Der Garten und die Kunstsammlung gingen nach dem Tod und der Testamentsverfügung von Friedrich Gibberd 1984 an die Kreisverwaltung von Harlow über – für die Erholung und Bildung der Menschen von Harlow. Durch bürgerschaftliches Interesse sind Haus und Garten heute im Besitz der Gibberd Garten Stiftung.

Gibberd Garten reflektiert das Handeln und Fühlen einer Generation, insbesondere der 1960er Jahre, die der Überzeugung war, den Garten zum Wohle einer breiten Bevölkerung zu gestalten. Es ist der Garten einer Generation des 20.Jahrhunderts, die eine besondere Stellung zwischen den beiden Gestaltungsrichtungen von Abstrakt Stil und Post Modern einnimmt. In der Bearbeitung des Freiraumes mit Skulpturen und künstlerisch gestalteten Elementen sind Parallelen zu den 1960er und 1970er Jahren auch der DDR zu finden. Die breite Einbeziehung von Kunst am Bau dieser Zeit ist heute sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien vollständig hinter reinem Funktions- und Budgetdenken untergegangen.

Bestehende Anlage und aktuelle Bewirtschaftung

Von großem Vorteil für diesen Garten ist, dass durch das Engagement einiger Menschen eine Stiftung ins Leben gerufen wurde, die sich der Bewahrung des Erbes dieses Gartens der ein zeitgenössisches Zeugnis der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist, verschrieben hat. Mit riesigem freiwilligen Einsatz und gerade einem Gärtner für wenige Tage in der Woche ist die Erhaltung des 2,8 ha Gartens, einige notwendige Rekonstruktionen und die weitere Pflege abgesichert. In Weiterführung des gärtnerischen Prozesses wurde eine vorher nicht zum Garten gehörende Wiese einbezogen, um sie für ein Arboretum zu verwenden. Dieses könnte durchaus auf das Interesse der Besucher stoßen, jedoch wäre eine andere Option, diesen Raum zur Fortsetzung des Skulpturenparks zu nutzen. Durch diesen wäre die Chance gegeben, weitere Institutionen einzubeziehen, eine neue Generation an den Ort zu bringen und somit vielleicht neue Förderung zu gewinnen. Der Charakter der Bewirtschaftung steht in enger Verbindung mit dem freiwilligen Engagement zum Schutz dieses privaten Ortes. Trotz der neuen Nutzung der Scheune als Cafe und des kleinen Bungalows als Büro und Shop wurde der Stil des Gartens beibehalten. In Hinblick auf einen längeren Zeitabschnitt von 20 bis 40 Jahren jedoch sollte das Konzept weiterentwickelt werden.