Wiederherstellung der historischen Sichtachsen vom Schloß Moritzburg zum Hellhaus

Es tut sich was am Hellhaus! Wanderern, die den Friedewald durchstreifen, ist das seit Jahrzehnten verfallene Gebäude nordöstlich von Schloss Moritzburg bei Dresden wohl bekannt. Seit 2020 werden die historischen Gemäuer, Dach und Fach nun endlich restauriert – und wir erhielten einmal mehr die Chance zur Aufarbeitung eines einzigartigen Gartendenkmals.

Der auf dem sogenannten „Hellberg“ thronende achteckige Pavillon mit Rampenanlage ist Ausgangspunkt eines achtstrahligen Schneisensterns und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits seit 1574 ist das Wald- und Forstzeichen für den „Hellenberg“, auch „Höllenberg“, in Kartendarstellungen überliefert, ein Symbol in Hügelform, das unverändert bis 1735 verwendet wurde.

Unter Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke, 1670-1733) rückte die natürliche Erhebung unweit des Schlosses in den gestalterischen Fokus. In zahlreichen, teils eigenhändigen Skizzen und Planzeichnungen setzte er sich mit verschiedenen Lösungsvarianten zur geometrischen Gliederung und Ordnung der Landschaft rund um Schloss Moritzburg auseinander, das als Bezugspunkt und ideelles Zentrum der Gesamtanlage ausgebaut wurde. Mit Befehl vom 29.12.1721 erfolgte die Abholzung der Kuppe, 1725 wurden die Schneisen um den Hellberg freigeschlagen.[1]

Nach einem vermutlich hölzernen Vorgängerbau ließ Friedrich August III. Sachsen (1750-1827) im Jahre 1776 die bis heute markante Architektur errichten. Entgegen der landläufigen Deutung als Jagdhaus benennen früheste Quellen des 18. Jh. das Gebäude als „Belvedere“, von dem aus sich reizvolle Ausblicke in die Umgebung öffnen: „Eine Viertel-Stunde vom Schlosse ist wegen des Prospects ein achteckiger Pavillon angeleget, welchen man Belvedere nennet, von da man acht Alleen, in ieder aber eine angenehme Veränderung erblicket.“[2] Von einem jagdlichen Zweck ist vorerst keine Rede. Erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts wird auch das Anzeigen der Jagdrichtung vom Hellhaus aus geschildert: „Auf dem Dache des Hellhauses, welches nach morgenländischer Art flach und mit Geländer versehen ist, muss der Schwanenwärter, wenn der Kurfürst jagt, mit einer Fahne stets den Ort und die Allee bezeichnen, wohin das Wild gelaufen ist.“[3]

Neuentdeckten Archivquellen und dem Dresdner Maler, Zeichner und leidenschaftlichen Jäger Edmund Guido Hammer (1821-1898) sind seltene Beschreibung pflanzlicher Details aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zu verdanken: Die mit duftendem, wildem Thymian bewachsene Anhöhe des Hellberges und die insgesamt acht in den Wald ausstrahlenden Schneisen wurden frei von Gehölzen gehalten, Weymouthskiefern, Lärchen, Fichten, Eichen und Buchen prägten den umgebenden Baumbestand.[4] In Schnitt und Beweidung gehaltene Sträucher und Bäume rund um die Hellbergkuppe dienten als „Remisen“, als Deckungsinseln für Niederwild. Die Pflege der wertgeschätzten Anlage oblag dem königlichen Hofgärtner persönlich, Baumfällungen durften nur in seiner Anwesenheit durchgeführt werden.[5]

Noch Anfang des 20. Jahrhundert diente das Hellhaus zu geselligen Runden, zum Dessert und Kaffee der Königsfamilie. Nach der Enteignung im Jahr 1945 war das Gebäude Vandalismus und Verfall preisgegeben, Stützmauern und Rampen bröckelten, Sukzessionsaufwuchs eroberte die bekiesten Wege und die einst gärtnerisch gepflegten Freiflächen verschwanden unter einer dichten Vegetationsdecke. Nach einem Brand im Jahr 1988 blieb das herrschaftliche Gemäuer mit Notdach und vermauerten Fenstern und Türen sich selbst überlassen.

Wir freuen uns, an der Erforschung und Wiederbelebung mitwirken zu dürfen! Der duftende Thymian lockt bald wieder!

Arbeitsmodell zur Kuppelbepflanzung des Hellberges

[1] Vgl. HStA, 10036 Finanzarchiv Spezialreskripte, Nr. 3646 (1722 I), p. 62. Sowie Schlechte, Monika:  Das barocke Architektur- und Landschaftsensemble Moritzburg. Dissertation, TU Dresden, 1984. S. 109.

[2] Schramm, Carl Christian: Neues Europäisches Historisches Reise-Lexicon. Leipzig 1744. Sp. 1091.

[3] Engelhardt, Karl August: Erdbeschreibung des Königreiches Sachsen. 6. Bd., 3. Aufl. Dresden und Leipzig 1807. S. 87 f.

[4] Vgl. Hammer, Edmund Guido: Wild-, Wald- und Waidmanns-Bilder, Nr. 6. Ein Tag in Moritzburg. Das Damwild. In: Die Gartenlaube, Heft 42. Leipzig 1858. S. 602 f.

[5] Vgl. HStA, 10711 Ministerium des Königlichen Hauses, Loc. 12, Nr. 003. Johann Adolph Graf vom Loß, Hausmarschall, an das Hausministerium, 16.08.1824.