Der Park von Burghley House ist eine der gestalteten Landschaften mit typischer Multi-Layer Situation. Das heißt, dass die Anlage nicht vom Gartenstil einer Epoche maßgeblich geprägt ist, sondern dass mehrere Bestandteile verschiedener Epochen die heutige Erscheinung prägen.

Vom Luftbild aus sind hochbarocke und Serpentin Stilbestandteile schnell zu erfassen. Genaue Ausformungen der Anlage aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert liegen nicht vor. In wieweit die Nord- Südachse somit darauf zurück zuführen ist, ist fraglich. Im Jahr 1683 bis 1702 sind die Ausführungen im Hochbarock von Landschaftsgestalter George London (c1640-1714) nachgewiesen. Das Aufmaß, das 1755 für Lancelot Brown (1716-1783), den radikalen Umgestalter vieler auch großer Anlagen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in Auftrag gegeben wurde, zeigt das Haus zentral in der Mitte von radial zulaufenden Alleen positioniert und mit formal geformten Bereichen um das Haus, wie symmetrischen Parterres, Fontaines und einem großen Kanal, versehen.

Der Plan zeigt aber auch Bereiche mit Aufforstungen im Forest Stil. Brown hatte mit Burghley eines der Langzeitprojekte akquiriert und führte den typischen Serpentin See mit Wasserfall, eine Balustradenbrücke, die Modellfarm, das Jagdhaus und einen Kutschweg sowie umlaufende Pflanzungen aus. Alle Schlüsselelemente seines Stils sind vertreten. In wieweit Brown bestandene Alleen integriert hat oder diese durch Entwicklungen des Historismus zwischen 1804 und 1867 wieder eingefügt wurden, ist nicht eindeutig klar. Im Plan von 1870 sind diese jedoch klar ablesbar. Im Zuge der „Anclosure Acts“ wurde um die Jahrhundertwende von 1800 die mit einer Mauer eingezäunte Fläche auf immense 583 Hektar ausgeweitet. In typischer Art der späten Victorianischen Zeit wurden 1898 Blumenbeete um das Haus angeordnet, darunter ein Rosengarten. Zwischen 1890 und 1901 erfolgte die Gründung des Burghley Park Golf Clubs, der aktuell über 700 Mitglieder hat. Der Golfplatz ist in England eine typische Ergänzung des frühen 20. Jahrhunderts gerade in gestalteten Landschaften und Parks. 2007 wurden im Kontext des späten 20. Jahrhundert ein Skulpturenpark und ein Garten der Überraschungen als Besucherattraktionen ergänzt. Leider wird hinter dem Mix an Funktionen und Gestaltungen in Gärten und Park eine ordnende Hand, welche die Anlage als ganzes zusammenfügt, vermisst.

Bestehende Anlage und aktuelle Bewirtschaftung

Die Anlage besteht in privater Bewirtschaftung mit einem ambitionierten und hoch motivierten Team, was für den Besucherservice, die Gärten und die Bewirtschaftung des Parks verantwortlich ist. Für die öffentliche Nutzung steht das Gelände nördlich der Hausachse von West nach Ost zur Verfügung und wird auch von der angrenzenden Stadt Stamford mit genutzt. Die weiteren Bereiche im Süden einschließlich des formalen Gartens hinter dem Haus sind in privater Nutzung.  Im Südteil befindet sich überwiegend auch die Strecke für das alljährlich Internationale Vielseitigkeitsreiten. Die Strecke gilt als eine der Schwierigsten. Mit einer landschaftsarchitektonischen Kuratierung könnte eine Zusammenführung der verschiedenen Zeitabschnitte und Verknüpfung der Nutzungsbereiche für das Verständnis und die Erscheinung der Anlage hilfreich sein. Ein weiteres Angebot für Besucher könnte ein umlaufender Kutschenweg sein, der zu verschiedenen Blickbeziehungen und Parkbereichen wie der Römerstraße führt. Die Gruppe der Landschaftsbauer ist unter anderem für Erhalt und Erneuerung der Alleen, der sehr alten Bäume und der Ideen aus der Gestaltung von Lancelot Brown verantwortlich. Die Neupflanzung von Alleen begann im Jahr 2003 und wird bis 2020 andauern. Diese Arbeiten begannen in der Nordallee, wo für diese Baumgeneration aus den wenigen noch vorhandenen originalen Lindenarten die neue Generation vermehrt wurde. Der Park wird als Bestandteil eines Anwesens mit weit ausgedehnten Ländereien und Landwirtschaftsbetrieb sehr effizient bewirtschaftet. Leider ist die ‚Königin Anne’ Allee im Süden nach der Pflanzung in den 1980er Jahren sehr zusammengewachsen. Die Bäume benötigen einen Schnitt, damit die Stämme und die Blickbeziehungen in der Allee wieder in Erscheinung treten. Für die Gärten um das Schloss sind sechs Gärtner verantwortlich. Sie bewirtschaften 23 Hektar (3,8 ha/Gärtner), wobei das Schneiden der großen Eibenhecken und die Baumpflege fremdvergeben ist. Ebenso gehören 6 Hektar kurzer Rasen mit wöchentlicher Maht und 2 Hektar Wiesenfläche dazu. Für ein ausgesuchtes Fachpublikum übernimmt der Head Gardener etwa 15 Führungen im Jahr selbst. Für seine Arbeit stützt er sich auf einen umfassenden Managementplan.